Rote Mary
Tanzt, wirbelt kraftvoll drauflos und gibt ihr Letztes. Mary stürzt und rappelt sich wieder - und tanzt und tanzt. Es scheint um Tod und Leben zu gehen auf diesen roten, weißen und blauen Bildern, die der hannoversche Maler Leiv Warren Donnan  "Rote Mary", "Weiße Mary", "Blaue Mary" nennt.  Die explosiven Großformate sind keine Bewegungsstudien einer bestimmten Person. Mary ist gesichtslos; ihr Körper kaum zu erkennen hinter den fetzigen Schwüngen des weiten Rocks. Marys Tanz ist fast schon körperlose Körpersprache.  Ein Mensch löst sich in Bewegung auf, scheint sterben, bersten zu müssen in einem ekstatischen Ausbruch seiner Vitalität. Donnan hat, wie er sagt, den Anstoß zur Mary-Serie in Herbert Kreppels "Shakespeare - Werkstatt" - Inszenierung, bei einer Szene aus "Cymbeline" erhalten. Da starb Staatsschauspielerin Jutta Richter-Haaser "als Königin eindrucksvoll und expressiv in ihrem riesigen schwarzen Rock" - eine Szene von stolzer hinfälliger Herrlichkeit. Und ein Beispiel dafür, wie ein produktiver Funke zwischen ganz verschiedenen Kunstgattungen zünden kann.

(Siegfried Barth. Neue Presse 2.4.1987)